Urnenfelderzeitliche Gräberfeld von Kainach

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Ein 3000 Jahre alter Friedhof – entdeckt in Weitendorf

Im September 2004 entdeckte man bei Vorarbeiten für die Errichtung eines Industrieparks in Kainach (Gemeinde Weitendorf) Gräber aus der Urnenfelder- und der Hallstattzeit (ca. 1000–700 v. Chr.) entdeckt. Bei einer umgehend eingeleiteten Notgrabung im Jahr 2004 und Grabungskampagnen in den Jahren 2005 und 2006 wurden rund 180 Gräber freigelegt und geborgen. Es handelt sich somit um das mit Abstand größte Gräberfeld dieser Zeitstellung in der Steiermark und um eines der bedeutendsten im Südostalpenraum. Es steht wohl mit der nur wenig entfernten ausgedehnten urnenfelderzeitlichen und frühhallstattzeitlichen Siedlung am Wildoner Schlossberg in Zusammenhang.

In der Urnenfelderzeit und der Hallstattzeit wurden die Toten auf Scheiterhaufen verbrannt und in großen Friedhöfen bestattet. Die Überreste (Knochenklein) samt den manchmal mitverbrannten Bestandteilen der Tracht füllte man in Keramikurnen (Töpfe, Kegelhalsgefäße, vereinzelt auch in organische Behältnisse) und platzierte diese mit weiteren Töpfen oder Schalen im Grab. Die Gräber waren oberirdisch gekennzeichnet.

Die Keramikgefäße aus dem Gräberfeld in Kainach sind zum Teil aufwendig verziert. Ein typisches Grabensemble besteht aus einem Kegelhalsgefäß, einem Topf und ein bis zwei Einzug- beziehungsweise Turbanrandschalen. Außerdem wurden noch Tassen, kleine Henkelschalen (Schöpfgefäße) und Gefäße anderer Form mitgegeben. An vorwiegend unverbrannten Metallbeigaben finden sich in Kainach in erster Linie Messer, Rasiermesser und Gewandnadeln aus Bronze. Die Nadeln dienten als Gewandverschluss. Besonders erwähnenswert ist die Beigabe einer kleinen, verzierten Bronzetasse sowie eines Goldringes. Letzterer stammt aus dem hier präsentierten Grab 79.

Das Gräberfeld belegt weitreichende Handelsbeziehungen, die auch in der Fachwelt großes Aufsehen erregen. Von Interesse ist insbesondere die Bestattung aus Grab 65, die nicht zuletzt durch die Beigabe einer sog. Schneppenkanne einen deutlichen Bezug zur hauptsächlich im heutigen Südtirol und dem Trentino beheimateten sogenannten Laugen-Melaun-Gruppe erkennen lässt.

Die Grenze des Gräberfeldes – insgesamt wurden zirka 12.000 Quadratmeter untersucht – konnte bisher nur im Westen mit Sicherheit erreicht werden, im Norden und Osten muss sie vorläufig noch offen bleiben. Im Süden fiel ein Teil des Gräberfeldes unter anderem dem Bau der Landesstraße 601 und einem Lebensmittelmarkt zum Opfer. Interessanterweise befindet sich ungefähr 300 m nördlich der sog. „Galgenkogel“, ein hallstattzeitlicher Grabhügel, der bereits Ende der 1930er Jahre anlässlich eines Hausbaues teilweise erforscht wurde. In unmittelbarer Umgebung sind heute noch weitere Grabhügel im Gelände erkennbar. Große Bedeutung besitzt das aus dem „Galgenkogel“ stammende Kegelhalsgefäß mit Bronzeappliken, das sich heute im Landesmuseum Joanneum befindet. Eine von dessen hirschförmigen Verzierungen bildete das Vorbild für das Gemeindewappen von Weitendorf.

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